Über Emotionen zu sprechen ist ein wichtiger Lernprozess in der Kindheit. In jungen Jahren ist es essenziell, dass Eltern nicht nur die Gefühle ihrer Kinder zulassen, sondern auch gemeinsam mit ihnen erörtern, woher diese Emotionen kommen und was sie bewirken. Oft verlernt der Mensch genau in diesem Entwicklungsstadium, darüber zu sprechen. Auch unser Umfeld spielt in der Kindheit eine entscheidende Rolle und zeigt anhand von Reaktionen wie Schimpfen oder Maßregeln, dass es besser sein kann, Gefühle zu unterdrücken. Dies setzt sich im Bewusstsein fest. Erwachsene befürchten, für ihre negativen Gefühle als hysterisch, schwach oder unkontrolliert abgestempelt zu werden. Oder sie leiden, im Extremfall, an Traumata, ausgelöst durch persönliche Schicksalsschläge.
Zu berücksichtigen ist die Tatsache, dass Gefühle keineswegs verschwunden sind, nur weil sie nicht offen gezeigt werden. Und, noch wichtiger: Gefühle zu unterdrücken kostet den Körper Energie. Therapeuten benutzen in diesem Zusammenhang gerne die Metapher, einen mit Luft gefüllten Ballon unter Wasser zu drücken. Es ist möglich, erfordert aber stetige Aufmerksamkeit und Anstrengung.
Gefühle zu unterdrücken bedeutet, das Leben nicht in seiner vollen Intensität zu genießen. Das betrifft körperliche und psychische Bereiche des Lebens. Auch Einflüsse auf Partnerschaft und Sexualität sind nachgewiesen. Auf lange Sicht machen unterdrückte Gefühle krank. Das Immunsystem wird schwächer und wir werden anfälliger für Infekte. Darüber hinaus können unterdrückte Gefühle körperliche Stressreaktionen aller Art auslösen: erhöhter Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen, Nierenschäden, Magenprobleme. Auf psychischer Ebene können Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände oder Suchterscheinungen resultieren.