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  • Schulstart unter Pandemie-Bedingungen: Wenn die „neue Normalität“ Lehrer ausbrennen lässt

    05.08.2020

    Bad Säckingen, 05. August 2020. Die Corona-Pandemie hat auch die gewohnten Schulstrukturen von heute auf morgen aufgebrochen und sorgt mit steigenden Infektionszahlen weiter für Besorgnis: 100 Prozent Fernunterricht führte vor allem zu überforderten Familien. Teils gestresste und verunsicherte Lehrer fühlten sich mit dem Digitalisierungsdruck durch Homeschooling überfordert und alleingelassen. Die Rahmenbedingungen verändern sich durch neue Aufgaben, Vertrautes muss aufgegeben werden. Auch wenn gerade viele Eltern aufatmen, dass die Schulen wieder starten, ist für Lehrer keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil. Zurück zur „neuen Normalität“ bedeutet für sie weitere Herausforderungen und Belastungen, die im extremen Fall bis zum Burnout führen können: Maskenpflicht, Hygienepläne, Abstandsregeln, Raumenge, Gruppendichte, Lehrplanerfüllung... Besonders die Unsicherheit, wie man am besten sowohl dem Bildungsauftrag als auch den präventiven Hygieneempfehlungen genügen kann, d. h. möglichst „normale“ Schulabläufe ohne erhöhtes Infektionsrisiko für sich und andere realisieren kann, wird viele Lehrerinnen und Lehrer stark belasten.

    Warum gerade Lehrer häufig im Burnout landen

    Schon seit Jahren ist die Berufsgruppe der Lehrer Spitzenreiter in Sachen Burnout. So hat sich die Zahl der Krankheitstage seit dem Jahr 2000 fast verdoppelt, mehr als 30 Prozent aller Beschäftig­ten im Bildungswesen leiden unter psychischen Problemen. Das heißt, auch bereits vor der Pande­mie und ihren zusätzlichen Herausforderungen war die Situation für Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland schwierig. Kein Wunder also, wenn dies durch die Pandemie noch verschärft wird. Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Matthias J. Müller, Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer der Oberberg Gruppe, weiß: „Der Anspruch an sich selbst, Schülern möglichst viel beizubringen, verpassten Stoff aufzuholen in der Pandemiezeit, bedeutet eine Belastung. Genauso der Druck durch die Schließung der Präsenzschulen – häufig unvorbereitet – Ersatzprogramme zu etablieren und jetzt der Druck, die Schulen neben anderen Bildungseinrichtungen wieder zu öff­nen.“

    Darüber hinaus führen außergewöhnlich hohe Interaktionsdichte zwischen Schülern und Lehrern, manchmal mangelnde Kooperation unter Kollegen und Kritik an der eigenen Arbeit schnell zu dau­erhaftem Stress, der schließlich die Gesundheit gefährden kann. „Nicht unterschätzen sollte man zudem die seit Jahren rückläufige öffentliche Akzeptanz des Lehrerberufs, die vielerorts schlech­ten personellen und strukturellen Ausstattungen von Schulen und die häufig fehlenden klaren Kommunikationen auf Länderebene.“

    Symptome, die auf ein Burnout hinweisen können

    Der Begriff „Burnout“ geht einher mit einem dauerhaft hohen Stresspegel und Überlastung und wird mit den Menschen in Verbindung gebracht, die sich durch hohes Engagement und starken Leistungsdruck auszeichnen. Wie sich ein Burnout schließlich bemerkbar macht, kann unter­schiedlich sein: Psychische Symptome wie Lustlosigkeit, Gereiztheit und Versagensängste sowie körperliche Merkmale wie Konzentrations- und Schlafstörungen, Nacken- und Rückenprobleme, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden können Zeichen sein. Das Gefühl von Erschöpfung und Leere sowie der Wunsch nach Zurückgezogenheit sind außerdem häufig erste Warnzeichen. Unbehandelt kann Burnout zu manifesten Erkrankungen führen, wie zum Beispiel zu Depression.

    Mit Frühinterventionsprogramm rechtzeitig vorbeugen

    Doch es gibt Strategien, um einem Burnout vorzubeugen. So hat ein Team aus Experten in der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura ein Frühinterventionsprogramm für stressbedingte psychische Störungen entwickelt. „Unser evidenzbasiertes Programm ermöglicht anamnestische Untersu­chungen und Tests zur Burnout-Diagnostik sowie eine engmaschige Anbindung an Psychothera­pie, Sport und Bewegung, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen für eine optimale Genesung“, so Priv. Doz. Dr. med. Andreas Jähne, Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura.

    Das gilt nicht nur für Lehrer. Chefarzt Dr. med. Jähne weiß: „Auch Staatsbedienstete und Lebens­retter wie Polizeibeamte oder Sanitäter fühlen sich zunehmend gestresst. Sinkender Respekt und deutliche Mehrbelastung können hier häufig als Krankheitsgrund genannt werden.“

    Ziel ist es, mit den Betroffenen Strategien zur besseren Bewältigung und Linderung der psychi­schen Belastung zu erarbeiten. Werden Warnzeichen rechtzeitig erkannt und können entspre­chende Bewältigungsstrategien angewendet werden, kann die Rückfallquote reduziert werden. Außerdem können bestehende Stressfolgeerkrankungen gut behandelt werden, wissen die Experten.

    Über die Oberberg Gruppe: Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren ge­gründete Klinikgruppe mit verschiedenen Kliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychothe­rapie an unterschiedlichen Standorten verteilt über ganz Deutschland. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschland­weites Netzwerk aus Oberberg Tageskliniken, korres­pondierenden Therapeuten und Selbsthilfe­gruppen.