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  • Stoffungebundene vs. Stoffgebundene Süchte – einfach erklärt

    22.09.2025

    Wenn wir von Sucht sprechen, denken viele zuerst an Alkohol, Nikotin oder andere Drogen. Doch Abhängigkeit kann auch ohne Substanzen entstehen – etwa durch exzessives Glücksspiel, stundenlanges Zocken oder zwanghaftes Shoppen. Fachleute unterscheiden deshalb zwischen stoffgebundenen Süchten, die durch den Konsum von Substanzen entstehen, und stoffungebundenen Süchten, die sich auf bestimmte Verhaltensweisen beziehen.

    Bei stoffgebundenen Süchten steht der Konsum im Mittelpunkt: Alkohol, Zigaretten, Medikamente oder illegale Drogen verändern den Körper und führen häufig dazu, dass man immer mehr davon braucht, um denselben Effekt zu spüren. Entzugserscheinungen wie Zittern, Schwitzen oder Schmerzen machen es zusätzlich schwer, wieder aufzuhören.

    Stoffungebundene Süchte wirken auf einer anderen Ebene. Hier geht es nicht um einen Stoff, sondern um Handlungen, die immer wieder durchgeführt werden, weil sie kurzfristig Glücksgefühle, Entspannung oder einen Kick auslösen. Beispiele dafür sind Online-Spiele, Social Media, Sport oder auch Arbeit. Körperliche Entzugserscheinungen gibt es in diesem Fall nicht, dafür aber eine starke innere Unruhe oder Gereiztheit, wenn die Handlung nicht ausgeführt werden kann.

    Trotz dieser Unterschiede haben beide Formen der Abhängigkeit eine Gemeinsamkeit: Sie greifen in das Belohnungssystem des Gehirns ein. Ob durch eine Substanz oder durch ein Verhalten – das positive Gefühl sorgt dafür, dass das Verhalten immer wiederholt wird. Mit der Zeit verliert man die Kontrolle, und das süchtige Verhalten wird wichtiger als Freunde, Familie, Arbeit oder Gesundheit.

    Die ersten Symptome sind oft unscheinbar. Wer stoffgebunden abhängig wird, bemerkt vielleicht, dass der Konsum langsam ansteigt, heimlich stattfindet oder körperliche Beschwerden auftreten. Bei stoffungebundenen Süchten zeigen sich die Warnsignale eher im Alltag: Man verbringt mehr Zeit mit der Tätigkeit als geplant, vernachlässigt soziale Kontakte oder verspürt innere Leere, wenn man damit pausiert.

    Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig und hängen von der Art der Sucht ab. Stoffgebundene Süchte erfordern häufig eine medizinische Entgiftung, gefolgt von Gesprächstherapie oder Verhaltenstherapie. Bei stoffungebundenen Süchten steht vor allem die psychologische Unterstützung im Vordergrund, um Strukturen im Alltag aufzubauen und gesunde Alternativen zu finden. In beiden Fällen spielen Selbsthilfegruppen, Beratung und ein unterstützendes Umfeld eine wichtige Rolle.

    Am Ende gilt:

    Sucht ist keine Charakterschwäche, sondern eine ernsthafte Erkrankung, die Körper, Psyche und das soziale Leben betrifft. Je früher Betroffene Hilfe in Anspruch nehmen, desto größer sind die Chancen, die Kontrolle zurückzugewinnen und ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen.

    Priv.-Doz. Dr. med. Maximilian Deest
    Chefarzt und Ärztlicher Direktor Oberberg Fachklinik Weserbergland

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