Ein auffälliges Benehmen legt jedes Kind einmal an den Tag. Ob im Bereich Verhalten, Stimmung, Gefühlsleben, Konzentration, Aufmerksamkeitsbestreben, vegetatives Nervensystem etc. – Veränderungen gehören zum familiären Alltag und sind Eltern nicht fremd. Aufmerksamkeit ist jedoch dann geboten, wenn problematische Verhaltensweisen nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind oder ein plötzlicher Wechsel im Auftreten des Kindes oder Jugendlichen ohne ersichtliche Ursache zu bemerken ist.
Wenn eine Störung mehrere Tage und Wochen anhält, kann dies ein Indiz für eine Erkrankung sein. Auch phasenweise auftretende Veränderungen bedürfen der Beobachtung. Empfehlenswert ist es, diese in einem Kalender zu notieren, um zum einen eine Tendenz abbilden und zum anderen eine Grundlage für eine erste Beurteilung (durch den Kinderarzt, Psychologen etc.) vorlegen zu können.
Bei den Anzeichen unterscheiden Experten nach innen und nach außen gerichtete Symptome:
- Nach außen gerichtete Symptome umfassen unter anderem Aspekte aggressiven und gewalttätigen Verhaltens, Reizbarkeit, Hyperaktivität, Wutausbrüche, Impulsivität, Leistungsverweigerung, verantwortungsloses Verhalten oder etwa auch Schreien ohne ersichtlichen Grund.
- Zu den nach innen gerichteten Symptomen zählen Angst, Übervorsichtigkeit, Depression (anhaltende Traurigkeit oder Besorgnis), Verlust persönlicher Interessen, Konzentrationsschwierigkeiten, Leistungsrückgang, Schlafstörungen und Albträume, Rückschritte in der Entwicklung (z. B. Bettnässen, Daumenlutschen), physische Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Übelkeit ohne ersichtliche körperliche Ursache, Rückzug aus dem Sozialleben oder auch emotionales Abstumpfen.
Im Alltagsgeschehen äußern sich diese Symptome beispielsweise in häufigen Konflikten mit anderen Mitmenschen, in auffälligem Ess- und Trinkverhalten, in wiederholtem Lügen oder dem Widerwillen, zur Schule etc. zu gehen, plötzlichem Leistungseinbruch oder aber auch einem emotionalen Empfinden, das andere nicht wahrnehmen.
Zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter gehören Angststörungen (z. B. mit Panikattacken), Regulationsprobleme (z. B. Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom – ADHS), Bindungsstörungen, Essstörungen, Depressionen, Störungen des Sozialverhaltens, Suchtprobleme (z. B. Internet- oder Spielsucht), Traumafolgestörungen (z. B. sexueller Missbrauch) oder auch Zwangsstörungen (z. B. Waschzwang).
Eltern, die bei ihrem Kind über einen längeren Zeitraum Symptome der oben beschriebenen Art bemerken, sollten den zuständigen Kinderarzt aufsuchen, der in einem Erstgespräch erwägen kann, ob eine Vorstellung bei einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie oder einem Psychologen notwendig ist.